In Magdeburg steht die erste Schrägseilbrücke Deutschlands mit Litzenbündelseilen, auf welcher sowohl Straßenbahnen als auch Fahrzeuge fahren werden. Architektonisches Highlight sind die in zwei Richtungen geneigten Pylone.
Seit über 140 Jahren führt die Anna-Ebert-Brücke über die Alte Elbe. Doch die extremen Hochwasser 2002 und 2013 hatten der altehrwürdigen Brücke so stark zugesetzt, dass sie nur noch unter gewissen Auflagen temporär genutzt werden kann. Aufgrund der irreversiblen Schäden war der „Ersatzneubau des Strombrückenzuges“ alternativlos. Unter Berücksichtigung des Flusslaufs und des Naturschutzgebiets blieb als einzige Option eine einhüftige Pylonbrücke. Die beiden Pylone bestehen je aus zwei Pylonstielen und dem Pylonkopf, in welchem die Schrägseile zur Abtragung der Lasten verankert werden. Verantwortlich für die Bauausführung zeichnet HOCHTIEF Infrastructure zusammen mit SEH Engineering und Kemna Bau Ost. Die Schalungslösung zur Pylonausführung lieferte Doka.
Gebäudetyp
Schrägseilbrücke
Herausforderung
Enger Zeitplan, schwierige Pylongeometrie (2-fache Neigung)
Lösung
Selbstkletterschalung SKE100 mit vormontierten Top-50-Elementen, feste Arbeitsbühnen mit speziellen Gleitlagern (automatische Anpassung an Geometrie jedes Betonierabschnitts)
„In der Geometrie und der Anforderung ist dieses Projekt relativ einzigartig, vor allem da die Baustelle einen straffen Zeitplan einzuhalten hatte. Deshalb haben wir ein System aus vormontierten Doka-Top-50-Elementen mit der Selbstkletterschalung SKE100 plus entwickelt, mit der alle Betonierabschnitte des Pylons oberhalb des Lagersockels erstellt werden konnten. D.h. die Trägerschalungselemente wurden getrennt vom Selbstklettergerüst mit dem Kran umgesetzt. Durch das Zwischenlagern konnten wir die Elemente schnell und flexibel an die Geometrie des nächsten Betonierabschnitts anpassen“, erläutert Doka-Projektleiter Edgar Feist.
Oberbauleiterin Simone Hafner von HOCHTIEF gesteht: „Ich war anfangs skeptisch, ob die von Doka vorgeschlagene Schalungslösung für die Pylone so funktioniert. Aber ich habe dem Projektleiter und dessen Team vertraut, und das war genau richtig. Denn während der Bearbeitung und Ausführung hat sich meine Skepsis in volle Überzeugung gewandelt, das richtige System für diese Anforderungen gewählt zu haben.“ Im Ergebnis wurden mit diesem System sowohl die Pylongeometrie aufgenommen, die Bauwerksneigung eingehalten und kranunabhängiges Klettern ohne Umbau der Klettereinheiten erreicht sowie dank der kompletten Einhausung sicheres Arbeiten in allen Bereichen ermöglicht.
„Wir – Baustelle und Doka – haben uns in der Vorbereitung und Ausführung gegenseitig zum technischen und terminlichen Erfolg gepusht.“
„Im Ergebnis konnten wir die Pylone in Massivbauweise in Rekordzeit erstellen. Denn obwohl der Aufbau der Kletterschalung erst anderthalb Monate später gestartet werden konnte als ursprünglich vorgesehen, wurden die Pylone zum festgeschriebenen Zeitpunkt an den Stahlbauer übergeben. Das war bei der Schwierigkeit des Projekts, mit den in zwei Richtungen geneigten Pylonen, die im Bauzustand nicht symmetrisch vorgekrümmt gebaut werden, nicht selbstverständlich“, fügt Bauleiter Paul Schmidt (HOCHTIEF) hinzu.
Ein wichtiger Faktor für das gute Tempo war zudem die Unterstützung durch das Team der Doka-Schalungsvormontage. „Wir – Baustelle und Doka – haben uns in der Vorbereitung und Ausführung gegenseitig zum technischen und terminlichen Erfolg gepusht“, resümiert Oberbauleiterin Hafner.
Ende 2023 wird das Projekt „Ersatzneubau Strombrückenzug“ dem Verkehr übergeben, die Anna-Ebert-Brücke danach vom Verkehr entkoppelt und in ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt – zur Nutzung v.a. für den Anliegerverkehr sowie für Fußgänger und Radfahrer.
Jahr der Fertigstellung
2023
Bauzeit
2020-2023
Land
Deutschland
PLZ
39104
Stadt
Magdeburg
Ausführendes Bauunternehmen
ARGE HOCHTIEF Infrastructure, SEH Engineering, Kemna Bau Ost